Andrey Esaulov (l.) und Kirill Kholodilin wollen mit ihrem Startup Bottalk Nachrichten-Websiten das Sprechen beibringen.
Andrey Esaulov (l.) und Kirill Kholodilin wollen mit ihrem Startup Bottalk Nachrichten-Websiten das Sprechen beibringen.

Das Hamburger Startup Bottalk will Leser zu Zuhörern machen. Die Software übersetzt geschriebenen Text von Online-Magazinen in eine Audiodatei. „Wir sind gerade dabei, unsere Betaversion auszurollen“, sagt Andrey Esaulov im Gespräch mit Gründerszene. Er hat das Startup zusammen mit dem Softwareentwickler Kirill Kholodilin gegründet.

Erste Kunden hat das Unternehmen, das gerade im Next Media Accelerator der Hansestadt sein Profil schärft, schon: die Mittelbayerische Zeitung und die SchwäbischeZeitung. Ein weiterer Vertrag steht nach Angaben des Startups kurz bevor.

Das Startup entwickelt drei verschiedene Produkte für Verleger. Eines davon ist der sogenannte „Listen“-Button. Diese Schaltfläche wird auf Websites mit Nachrichtenartikeln hinterlegt und startet per Klick einen Sprachassistenten, der den Text vorliest. „Sie erkennt Titel und Untertitel und weiß auch, was ein Bildtext ist”, erläutert Esaulov. Unwichtiges wie die Bildunterschrift lässt Bottalk beispielsweise aus. 

Mehr Reichweite für Medien

Ferner bietet Bottalk eine Podcast-Funktion mit automatischen Updates an, die Betreiber von Nachrichtenseiten konfigurieren können. Das heißt, dass Nutzer eine von der Zeitung oder dem Magazin bestimmte Vorauswahl von Texten in einem einzigen Podcast vorgelesen bekommen. Außerdem können Online-Magazine die Amazon- und Google-Sprachassistenten ansteuern. Dazu bietet Bottalk auf seiner Website ein Tool an, mit dem „Alexa-Skills“ oder „Google Actions“ in weniger als fünf Minuten programmiert werden können. Wenn man das von Hand programmiert, dauert es viel länger. Diese Sprachassistenten lesen dann eine Auswahl von Artikeln vor.

Einmal in eine Audiodatei konvertiert, können Verleger die Artikel auf verschiedenen Kanäle veröffentlichen: iTunes, Spotify, Alexa, Google Assistant, auf der eigenen Webseite oder App. Dabei bleibe die Kontrolle über die Inhalte stets beim Medienmacher, so Esaulov.

Die Bottalk-Gründer glauben, dass ihre Software dabei helfen kann, die Reichweite von Nachrichtenseiten zu vergrößern. „Die Verleger können aus ihrem Textbestand einen automatischen Podcast oder einen Newsticker mit den aktuellsten Meldungen erstellen, den Nutzer sich mit ihrem Smartphone unterwegs anhören können“, sagt Esaulov. Die Software verfüge über einen Puffer, sodass die Wiedergabe selbst bei schlechter Netzabdeckung in der U-Bahn möglich sei.

Natural Language Processing wurde zwar schon in den 1950er-Jahren erfunden. Es erlebte aber erst mit der Weiterentwicklung von Computern einen Durchbruch, seit diese zu maschinellem Lernen in der Lage sind. Die Einsatzgebiete sind vielfältig: Sprachassistenten ermöglichen die Kommunikation mit Infotainment-Anwendungen in Autos. Große Potenziale werden auch im Bereich digitaler Gesundheitsanwendungen gesehen.

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Foto: Bottalk