Volle Fahrt voraus: Flixbus sichert sich 500 Millionen.

Flixmobility will hoch hinaus. Mit dem Erlös aus seiner jüngsten Finanzierungsrunde möchte das für seine grünen Busse unter der Marke Flixbus bekannte Startup nun nach Südamerika und Asien expandieren und einen eigenen Fahrdienst aufbauen.

Die Investoren Permira und TCV steigen in der sechsten Finanzierungsrunde bei der erst sechs Jahre alten Firma ein. „Das versetzt uns in eine Lage, in der wir alle Freiheiten haben, unsere Strategie umzusetzen und unsere Vision zu verfolgen, Flix zu einer globalen Mobilitätsplattform auszubauen“, sagte Firmengründer und Vorstandschef Jochen Engert der Nachrichtenagentur Reuters.

Die neuen Investoren stecken zusammen mit einigen Alteigentümern rund eine halbe Milliarde Euro in Flixmobility, wie drei mit der Finanzierung vertraute Personen Reuters sagten. Auch Holtzbrinck Ventures gibt gemeinsam mit der Europäischen Investitionsbank (EIB) frisches Kapital. Es ist die bislang größte Finanzierungsrunde für ein junges deutsches Unternehmen überhaupt. Zuletzt hatte der Gebrauchtwagenhändler Auto1 460 Millionen Euro vom japanischen Technologie-Investor Softbank erhalten. Flixmobility wird laut den Insidern mit mehr als zwei Milliarden Euro bewertet.

Vorerst kein Börsengang

Permira und TCV kommen durch die Finanzspritze jeweils auf mehr als zehn Prozent der Anteile. Größter Anteilseigner bleibt der Finanzinvestor General Atlantic, dessen Beteiligung von zuvor 36 Prozent aber etwas geschrumpft ist. Flixmobility und die Investoren äußerten sich nicht zu den Zahlen. Engert sprach nur von einer „sehr signifikanten“ Finanzierungsrunde. Die neue Bewertung sei „ein eindrucksvoller Beleg“ für die Strategie. Auf einen Börsengang, den das Unternehmen geprüft hatte, könne man dank der Finanzspritze für die nächsten Jahre verzichten, sagte Engert.

Bisher ist Flixmobility in 30 europäischen Ländern aktiv und macht seit dem vergangenen Jahr auch in den USA den bekannten Greyhound-Bussen Konkurrenz. In Deutschland ging Flixbus an den Start, als das Fernbus-Monopol der Bahn aufgehoben wurde, und stach fast alle Konkurrenten aus oder kaufte sie auf. Seit 2018 betreibt Flixmobility mit Flixtrain auch Eisenbahn-Linien.

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In der Hälfte der bedienten Märkte ist das Unternehmen nach eigenen Angaben profitabel, insgesamt schreibe man eine schwarze Null. Zuletzt sei Flixmobility um rund 50 Prozent pro Jahr gewachsen, so Engert. „Ich glaube, wir können die Wachstumsstory in dieser Größenordnung auch in den nächsten Jahren fortsetzen.“

Mit Flixcar auch aufs flache Land

Dazu könnten auch weitere Zukäufe beitragen. In Europa gebe es noch einige weiße Flecken im Flixbus-Netz. In den USA hat das Unternehmen in Kalifornien begonnen, zuletzt kamen Texas und die Ostküste hinzu. Spätestens 2020 sollten auch in Südamerika und in Asien die grünen Busse verkehren. In Europa will Engert mehr Flixtrains fahren lassen und setzt darauf, dass im kommenden Jahr die Liberalisierung der bisher staatlichen Eisenbahnnetze Fahrt aufnimmt.

Noch in diesem Jahr will das Startup Mitfahrdiensten wie der französischen Blablacar Konkurrenz machen. Das eigene Ridesharing-Angebot Flixcar soll den Kunden helfen, von der Endstation weiterzureisen oder zum Bahnhof zu kommen. „Wir sehen eine große Chance darin, dadurch ein engmaschigeres Netz zu schaffen, mit mehr Zielen, auch in kleineren Städten“, sagt Engert. Flixcar werde voraussichtlich zunächst in ein oder zwei Ländern Europas an den Start gehen. „Wir sehen das als Zusatzangebot zu unserem Kerngeschäft. Und es kann uns helfen, neue Kunden zu gewinnen.“

Bild: Flixmobility